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"Welche strukturellen Eigenschaften führten dazu, dass an einer zentralen Stelle der Ausstellung documenta-fifteen in Deutschland 2022 Motive in der Art der „Judensau“ ausgestellt wurden?"
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Betreff: dringlicher Appell

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Sehr geehrte Frau Völckers,
wir haben uns vor 10 Jahren bei einer Eröffnung und einem dazu gehörigen Essen im Museum Ludwig getroffen. Ich habe diese Gelegenheit damals genutzt, um meine Meinung und meine Bedenken gegenüber der 7. Berlin Biennale 2012 und gegenüber der Kulturstiftung des Bundes als Hauptfinanzierungspartner Ihnen gegenüber zu äußern. Ich war sehr hart in meinem Urteil und entschuldigte mich für die Art und Weise, wie ich meine Sicht vorbrachte, aber ich habe die Vorwürfe nicht zurückgenommen.

Leider muss ich heute feststellen, dass ähnliche Haltungen und ähnliches Handeln immer weiter in den Mittelpunkt gerückt sind, sich vervielfacht, banalisiert und legitimiert haben. Ich sehe dabei eine direkte Linie zwischen der 7. Berlin Biennale 2012 und der documenta-fifteen 2022. Damals wie heute ging es um eine reaktionäre Bewegung gegen die gravierenden Änderungen durch das digitale Zeitalter bzw. das Zeitalter der Algorithmen. Die antisemitischen Vorfälle damals und heute sind, meiner Meinung nach, eine Begleiterscheinung bzw. ein Beigeschmack dieser wie jener reaktionären Bewegung in der westlichen Welt.

Es geht um viele und gravierende Veränderungen. Es handelt sich um Erweiterungen zentraler Begriffe wie Identität, Zeit und Raum, wie z.B. durch den Einsatz künstlicher Intelligenz bei der Produktion von Kunst oder die Online-Identität bei der Rezeption. Die documenta-fifteen hat eine Utopie vorgeschlagen, bei der eine reaktionäre und irreführende Identität des „globalen Südens“ eine zentrale Rolle spielte. Die Identität des „globalen Südens“ wurde als Vertretung des „echten Da-seins“ in Raum und Zeit vermittelt. Sie wurde ausschließlich mit einem archaischen, romantischen Blick und damit als Gegensatz zum digitalen Zeitalter bzw. zum Zeitalter der Algorithmen dargestellt. Darin liegt das reaktionäre Moment. Mit dieser Darstellung hat die documenta-fifteen unter anderem selbst einen kolonialen Akt vollzogen.

Ich vermute, dass Sie meine Meinung nicht teilen. Aber ich wende mich erneut mit einem Appell an Sie, um zumindest die folgende Frage zu klären: Welche strukturellen Eigenschaften führten dazu, dass an einer zentralen Stelle der Ausstellung documenta-fifteen in Deutschland 2022 Motive in der Art der „Judensau" ausgestellt wurden. Ich appelliere an Sie und bitte Sie, für die Klärung dieser dringlichen Frage den finanziellen Rahmen zu schaffen. Das sind Sie sich als Mensch, als Deutsche im Jahr 2022, als Teil der lokalen und internationalen Kunstgemeinschaft und als zentraler Finanzierer selbst schuldig.

Angesichts der brutalen antisemitischen Angriffe bin ich heute entsetzt, aber dennoch zuversichtlich, dass diese nicht von Dauer sein werden. Ich bin zuversichtlich aber dennoch sehr traurig. Ich bin als Künstler, weder als Israeli noch als Jude, traurig, dass so wenige Kolleg*innen sich dagegen positioniert haben. Ich bin sehr traurig, dass nur eine Person, eine Künstlerin (Prof. Dr. phil. Hito Steyerl) dies getan hat. Diese reaktionäre Bewegung im Kunstbetrieb wird gegen die Zukunft nicht bestehen. Die Frage ist: welchen Preis werden wir bis dahin bezahlen? Den Preis, dass im Jahr 2022 antisemitische Bildsprache wieder salonfähig ist, dürfen wir nicht zahlen.

Dieses Schreiben werde ich als offenen Brief veröffentlichen. Ich warte jedoch auf Ihre Antwort bevor ich es veröffentliche.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Boaz Kaizman
info@71gedichte.de
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DALL-E ist ein von OpenAI entwickeltes Computerprogramm, das Bilder aus Textbeschreibungen erstellen kann. Die verbesserte Version DALL-E 2.0 wurde im April 2022 vorgestellt.
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Dall-E 2/OpenAI: digitally generated image using the sentance "a movement against the changes caused by the digital age."

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